Preview : The Last of Us (Hands On)

Previews

Mit The Last of Us hat Sony ein heißes Eisen im Feuer. Der Survivalhorror Titel von den Uncharted Machern überzeugt durch realistische rohe Gewalt, imposanter Grafik und einer sehr beklemmenden Atmosphäre. In unserer Hands On Preview erfahrt ihr, natürlich spoilerfrei, wie The Last of Us auf uns gewirkt hat.

Es ist Freitag, 8 Uhr in der früh. Mein Weg soll mich heute nach Köln führen, wo Sony Computer Entertainment den Vorzeigetitel The Last of Us präsentieren wird. Ein Titel, der mir schon zur E3 2012 so gut gefallen hat, dass er längst in meiner Vorbestellerliste eingetragen wurde. Das haben bis dato kaum Spiele geschafft. Zu Beginn gibt es ein Recap, worum es in The Last of Us geht und was der Auslöser der Seuche ist. Wer also wissen will, was für die drastische Dezimierung der Menschheit verantwortlich ist, darf auf diesen Link klicken „Cordyceps“. Ein großer Pluspunkt, dass es sich dieses Mal nicht um Zombies handelt, sondern um infizierte Menschen, deren Verhalten und Seuche einem realen biologischen Hintergrund entspringt. Man legt seitens Sony und Naughty Dog sehr viel Wert darauf, eben nicht auf die Zombieschiene abgeschoben zu werden. Seien wir ehrlich, Zombies sind zwar interessant und neben Wolfenstein Nazis und Terroristen das liebste Kanonenfutter, aber so langsam muss die sogenannte Z-Phase auch einmal zur Ruhe kommen, bevor der Begriff Zombie vollends in die Lächerlichkeit abdriftet und man qualitativ kaum noch Land gewinnen kann.

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The Last of Us spielt circa 20 Jahre nach der Apokalypse, die Milliarden Menschen das Leben kostete. Die sogenannte Rache der Natur überzog den Planeten und Städte sowie Gebäude verloren im Laufe der Jahre den Kampf gegen Erosion und die Flora. Somit wichen die Zeichen der Zivilisation langsam der grünen Hölle. In kleinen Quarantänezonen, die an zusammengewürfelte Kommunen erinnern führen die letzten Überlebenden ein karges Dasein gänzlich unter der Herrschaft des Militärs. Der Ausnahmezustand sieht vor, jeden Überlebenden zu töten, sofern diese auch nur die kleinsten Anzeichen der Seuche zu zeigen scheint. Durch eine Verkettung unglücklicher Zufälle treffen Joel, ein Schwarzmarkthändler und Ellie ein 14jähriges Mädchen aufeinander und sind von da an unzertrennlich und aufeinander angewiesen. Auf ihrer Reise durch die zerstörten USA gilt es den Infizierten und dem Militär aus dem Weg zu gehen und nebenbei nicht in die Schußlinie der Scavenger Bandenkriege zu geraten.

The Last of Us ist ein richtig stimmiges Meisterwerk. Man merkt an jeder Ecke des Spiels, dass man nicht nur sehr viel Wert auf gute Grafik gelegt hat, sondern dass entgegen dem allgemeinen Trend, der Story und Atmosphäre mindestens die gleiche Aufmerksamkeit zugegen kam. Die Geschichte um den undurchsichtigen Joel der auf die gar nicht so hilflose Ellie trifft, ist bis dato von ihrer Wirkung, zumindest im Spielebereich, unerreicht. Als Spieler ist man automatisch darauf getrimmt, Ellie vor allem beschützen zu wollen, was gerade so durch das Bild torkelt. Allerdings kann sich Ellie bis zu einem bestimmten Grad sehr gut selber zur Wehr setzen ohne dabei zu schreien oder den gut ausgedachten Plan durch Logikaussetzer zu gefährden. Interessant ist vor allen Dingen, wie man es geschafft hat, die Lehr und Lernsymbiose in das Spiel zu integrieren. Joel kennt die Welt vor dem Ausbruch und ist dementsprechend vorbelastet, was menschliche Abgründe und Wünsche angeht. Hier vertritt er dann das Prinzip der rohen Gewalt und des blanken Überlebens. Ellie auf der anderen Seite ist viel zu jung und hat die Welt nie in ihrem normalen Zustand kennenlernen dürfen.

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Dieser Aspekt des Spiels sorgt dafür, dass jeder Charakter dem anderen etwas beibringen kann oder aber einen anderen Blickwinkel auf bestimmte Rätsel liefert. Nimmt man als Beispiel ein Kletterrätsel, wird dies klarer. Joel und Ellie stehen vor einer verschlossenen Türe, die mit Stacheldraht befestigt ist und durch ihren Verschlussmechanismus nur von der anderen Seite zu öffnen ist. Ellie schlägt also, naiv aber effektiv vor, dass sie über den Zaun klettert und die Türe von der anderen Seite öffnet. Joel dem die alte Welt und das Prinzip des „Kinder dürfen bestimmte Dinge nicht tun weil es zu gefährlich ist“ noch immer verinnerlicht hat, ist dagegen. Letztendlich setzt sich allerdings Ellie durch und löst so das Rätsel. Diese Momente sind ohne viele Worte oder Action, die Kernelemente in The Last of Us.

The Last of Us zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, einen gewissen sicheren Hafen zu haben, zu dem man jederzeit finden kann wenn alles andere in Schutt und Asche liegt. Das menschliche Miteinander, sowie Vertrauen sind Tragpfeiler, die selbst in den kurzen zwei Preview Leveln den Weg gezeigt haben, den man mit TLoU einschlagen wird. Hier werden dann auch Hektiker und Menschen, deren Aufmerksamkeitsspanne nur von 12 bis Mittag reicht ihre Probleme haben, denn The Last of Us ist ein Spiel für Erwachsene. Nicht nur vom Gewaltaspekt, als vielmehr vom Storyaspekt, denn bestimmte Tabus und gesellschaftlich geachtete Themen werden früher oder später im Spiel ans Tageslicht kommen.

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Spielerisch überzeugt The Last of Us durch ein cleveres, realistisches Kampf sowie Upgradesystem. Sämtliche Waffen im Spiel wirken glaubwürdig und lassen sich, Kinder bitte weghören, auch in der Realität basteln. Wir raten natürlich davon ab. Eine kleine Kostprobe; was kann man aus zwei Scheren, einem Stahlrohr und Klebeband basteln? Wem jetzt eine Art Hackebeil in den Sinn kam, liegt richtig. Da sich Waffen erfahrungsgemäß abnutzen, ist ein weiterer Gameplayaspek in The Last of Us unumgänglich; das looten und suchen. Ähnlich wie im Vorzeige Scavenger Titel Fallout 3, muss man bei TLoU sämtliche Winkel der weitläufigen Welt erkunden um sich so genügend, bzw marginal ausreichend Ressourcen zusammenzuklauen. Hierbei sollte man sich allerdings immer klarmachen, dass je weiter man sich in Gebiet vorwagt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man von Gegnern attackiert wird.

Gegner sind richtiggehend mies, brutal und gnadenlos. Ich habe mich dem Spiel auf Leicht genähert und der erste Infizierte, den ich besser mal ignoriert hätte, ziehe ich das Stahlrohr über den Schädel was prompt ein paar seiner hellhörigen Freunde dazu animiert hat, mir mit Wucht in den Rücken zu springen und mich zu töten. The Last of Us ist also endlich mal wieder ein richtig bockschweres Spiel, was man nur dann meistern kann, wenn man das Gehirn benutzt. Ballerorgien und rabiates Verhalten führt direkt zum Tod, egal für wie gut man sich hält. Genau das macht aber den richtigen Überlebensreiz aus. Gehe ich jetzt in den Schuppen und prügel dem Pilzkopf die Sporen aus dem Leib, nur um eine Schere zu finden oder schmeisse ich einen Stein gegen die Wand, damit der Infizierte mich ignoriert und in eine Explosivfalle läuft. Das ist das Hauptprinzip in The Last of Us, ein cleveres tiefgründiges System, bei welchem man jederzeit neue Entscheidungen fällen muss.

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Naughty Dogs neues Spiel ist allerdings sehr makaber und hat einen sehr hohen Grad an Gewalt. Real anmutender Gewalt, es gibt keine Soldier of Fortune Splatterfontänen in knallrot zu bestaunen, vielmehr sind Körperflüssigkeiten eine Mischung aus gelblich versifftem Eiter und abgestandenem Blut, ergo recht eklig. Auch sind bestimmte Szenen angenehm grenzwertig, da es hier keinen moralischen Zeigefinger gibt, der sagt dass Gewalt lustig ist oder aber abstoßend. Wenn es nämlich um das Überleben geht, dann ist man sich selber grundsätzlich der nächste. Wenn das bedeutet, dass ein Kopf abgeschlagen werden muss, ist dies nur Mittel zum Zweck. Ich war daher mehr als positiv überrascht, dass mich die Gewalt selber dazu geführt hat, vollkommen wertfrei, meine Handlungen auf defensiv zu gestalten und mich nicht auf Scharmützel einzulassen.

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The Last of Us hat einen mehr als nur positiven Eindruck hinterlassen und ist daher ab sofort als ein Must Play 2013 zu betrachten. Es erfreut mich als Spieler, einem Titel entgegenzusehen, bei dem man merkt, dass man seitens Sony sehr viel Wert auf Storytelling und Atmosphäre gelegt hat und sich direkt an ein erwachsenes Zielpublikum richtet.

Einen Test zu The Last of Us werdet ihr wie immer zeitig bei uns finden.

Auch wenn wir nur zwei Level bestaunen konnten, gibt es für The Last of Us eine klare Kaufempfehlung. Wir freuen uns schon auf den Test und ausgiebige Stunden mit Joel und Ellie, denn The Last of Us hat das Potential, zum Genrekönig des Survivalhorror aufzusteigen.

Chefredakteur mit einem Faible für Achievements. Mittlerweile Bartträger und begeisterter Science Fiction Leser