The Town of Light Review

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The Town of Light Review
The Town of Light Review
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Wenn man das Wort Toskana hört, kommt unweigerlich Urlaubsstimmung auf. Man würde niemals auf die Idee kommen, an geistesgestörte Menschen zu denken, die hinter den Mauern einer Psychiatrie gefoltert werden. The Town of Light basiert auf einer wahren Begebenheit aus den 1930er Jahren, in denen sich genau das abgespielt hat. Man merkt, dass The Town of Light ziemlich harter Tobak ist, der einem einen Schlag in die Magengrube versetzen wird.

Zurück zur Gegenwart: Wir starten als ältere Dame namens Renée, die sich den Geistern ihrer Vergangenheit stellen will und eine alte verlassene Psychiatrie in Volterra besucht. Ein Ort den sie schon in ihren jüngsten Tagen mehr als nur kennenlernen durfte. Als sie die verfallenen Ruinen durchstreift, ziehen ihr die Dämonen der Vergangenheit sprichwörtlich den Boden unter den Füßen weg und Renée erlebt den Schrecken ihrer Kindheit aufs Neue. Dabei verknüpfen sich viele offenen Fragen zu einem Konstrukt. Im Vordergrund steht die Frage, wieso Renée überhaupt in diese Einrichtung kam und warum niemand etwas gesehen hat, obwohl die Fakten für jeden ersichtlich waren. Die Kulisse der Ruine sorgt für eine bedrohliche Atmosphäre, die nicht selten an Genre-Referenzen erinnert und zumindest in dieser Hinsicht wirklich überzeugen kann.

So grausam ging es zu - The Town of Light

Barbarische Methoden in der Psychiatrie – The Town of Light

Atmosphärisch ist The Town of Light wirklich sehr gut umgesetzt, das Interieur und die Welt wirken authentisch und aus der Ego-Sicht auch sehr glaubwürdig. Zu Beginn hat man das Gefühl, dass man Teil eines der größten Skandale dieser Zeit ist. Bedauerlicherweise wird danach inhaltlich nur noch Fast Food geliefert und der Spieler bleibt fragend zurück. Man erfährt nicht wirklich die Hintergründe und Motivationen der beteiligten Personen. Hier hätte man zum Beispiel sehr gut auf Videoaufnahmen zurückgreifen können, die die Beteiligten vor Gericht zeigen. Richtige Informationen sind viel zu spärlich eingesetzt und selbst Wikipedia-Artikel geben leider nichts her, da ein Artikel dazu nur auf italienisch verfügbar ist.




Auch wirken manche der eingeworfenen Informationsfetzen eher stark bemüht als stilvoll gekonnt. Der Schrecken wird durch den Einsatz von Grusel-Instrumenten und die plakative Darstellung von Mindfuck im Hirn zu einer rein stilistischen Selbstzweck-Parodie. Man muss bei Grusel-Spielen, die auf wahren Begebenheiten beruhen, nicht immer direkt die Gänge hochschalten.Oft reicht auch der langsame Stimmungsaufbau. Aufgelockert oder vertieft, je nach Ansicht des Spielers wirken sich die eingestreuten Fragen im Spiel auf das Spiel selbst aus. Aus einer Frage, die Renée gestellt wird, kann man im Multiple-Choice-Verfahren eine Antwort wählen, die am plausibelsten wirkt. Diese kleinen Einlagen können überzeugen, da sich das psychologische Kostüm der Protagonistin dadurch signifikant verändert.

Grausamkeiten in der Psychiatrie - The Town of Light

Verstörende Momentaufnahmen in der Pychiatrie die auf den Magen schlagen – The Town of Light

Von der Idee her könnte man The Town of Light mit vielen wunderbaren Möglichkeiten spicken, die für einen hohen Wiederspielwert sorgen würden. Leider ist das Hauptaugenmerk hier aber auf den standardisierten „Laufe zu Raum A und hole Objekt X, damit du in Raum B an den Schlüssel zu Raum C gelangst“-Mechanismus zurechtgebogen. Hier verschenkt der Titel sehr viel Potential und muss sich harsche Kritik gefallen lassen.

Charlotte die Puppe und Hoffnungsträger - The Town of Light

Düstere Vorahnungen erwarten uns – The Town of Light

Eigentlich bedauerlich: Ich bin ein großer Fan von Spielen, die sich realer Ereignisse annehmen und dabei ein überzeugendes Produkt entwickeln. Das Grauen der Insassen dieser Psychiatrie wird zu Beginn gut eingefangen, verrennt sich aber im weiteren Verlauf zu einem Shock-Value-Fest, welches nicht ganz überzeugend daher kommt. Survival Horror funktioniert am besten immer noch über eine gute Narrative, und da besteht bei The Town of Light noch Nachholbedarf.

Gut

  • Beruht auf einer wahren Begebenheit
  • Atmosphäre zu Beginn ernst und erdrückend
  • Multiple-Choice-Elemente sind sinnvoll platziert

Schlecht

  • Schlauchlevel ohne Erkundungsmöglichkeit
  • Steuerung ist manchmal problematisch
  • Keine tiefgehenden Hintergründe zu den Geschehnissen
6.8

Passabel

Chefredakteur mit einem Faible für Achievements. Mittlerweile Bartträger und begeisterter Science Fiction Leser