Torment: Tides of Numenera

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Torment: Tides of Numenera
Torment: Tides of Numenera
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inXile Entertainment, die Macher hinter Wasteland 2, überraschen mit einem Nachfolger zu Planescape: Torment. Große Fußstapfen, die es zu füllen gilt. Torment: Tides of Numenera bei uns im Test.

Ich liebe Spiele, bei denen man nicht so wirklich weiß, was einen erwartet und die einen langsamen Aufbau haben, aber trotzdem fesselnd sind. Kommt dann noch der Umstand hinzu, dass der Titel nur durch Crowdfunding finanziert wurde, wird es richtig spannend. Was erwartet einen daher mit und in Torment: Tides of Numenera?

Der Geruch von Nostalgie und Dungeons and Dragons liegt in der Luft, wenn man sich die Welt und die Story von Torment ansieht. Als der letzte Castoff wird man Billionen Jahre nach der Menschheit in Numenera wiedergeboren in Gestalt eines Gottes. Der Gegenspieler ist eine ebenfalls sehr alte böse Macht die auf den Namen „The Sorrow“ hört und die Castoffs bis zum vermeintlichen Tod jagt. Dabei spielen Zeit und Raum sowie Realität und Traum keine Rolle. Eine interessante Story mit Tiefgang und Wohlfühlfaktor erwartet uns.

Die Anleihen an RPG-Tabletops der glorreichen 80er- und 90er-Jahre wird gleich im Tutorial klar. Hier gilt es, anhand eines Multiple-Choice-Tests herauszufinden, aus welchem Holz der Charakter geschnitzt ist, mit dem man sich in das Abenteuer stürzen darf. Eines sagen wir daher gleich vorweg: Texttafel-Allergiker und Story-Development-immune Spieler sollten um Torment: ToN einen großen Bogen machen, denn beides ist ein sehr großer Bestandteil des Spiels. Genau diese digitale Verbeugung vor den guten alten RPG-Zeiten, der DAS-, D&D– und Shadowrun-Ära überzeugen in einer Zeit, in der Texte in Videospielen hauptsächlich aus „Check Point/ Kill XYZ / Press A to Start“ bestehen. Für mich persönlich ist so ein Erlebnis einfach Gold wert, da ich ich schon zu Playstation-Zeiten fasziniert von Rollenspielen war, die eine große Geschichte in Buchform erzählen wollen.

Wie die klassischen Rollenspiele kann man in Tides of Numenera zwischen drei verschiedenen Klassen wählen: Die Magierklasse, die Kämpferklasse und die Stealth-Klasse. Diese stehen natürlich repräsentativ für Waldläufer, Barbar und Zauberer. Egal für welche Klasse man sich am Ende entscheidet, die damit verbundenen Charakter-Attribute und Parameter sind umfangreich und bieten die Möglichkeit, dass man sich im Rahmen der großen Klassen einen doch recht individuellen Charakter basteln kann.




Man bewegt sich in Tides of Numenera relativ offen durch die einzelnen Gebiete, die allerhand Möglichkeiten für unterschiedliche Spielzüge bieten. Mit Objekten kann auf unterschiedlicher Art und Weise interagiert werden. Hierbei hat jede Entscheidung Auswirkungen auf das Resultat der Interaktion. Bei den NPC ist dies ebenfalls so. In den zu führenden Dialogen hat man die Möglichkeit, verschiedene Aktionen durchzuführen, die von Einschüchterung über Lügen bis hin zu rhetorischen Tricks ein breites Spektrum darstellen. Dieses System funktioniert im gesamten Spiel sehr gut und bleibt konstant auf einem hohen und glaubwürdigen Niveau. Trifft man eine Entscheidung, hat dies auch unweigerlich Einfluss auf den weiteren Verlauf des Spiels.

Für Action sorgen die Kämpfe, auf die man durch die unterschiedlichen Möglichkeiten hinarbeitet – für mich ein kleines Highlight des Spiels. Hier kann man sowohl durch Gewalt als auch durch ein kommunikatives Miteinander den Konflikt beilegen. Für mich persönlich ist das ein interessanter Kniff und verleiht dem Spiel trotz des Fantasy-Settings einen Hauch Realismus. Mit diesem Kampfmanagement verlegt Tides of Numenera die Messlatte für kommende Table-Top-orientierte RPGs weit nach oben. Durch die unterschiedlichen Möglichkeiten wirkt ein Sieg über einen Gegner auch erfüllend und wie ein echter Meilenstein.

Torment: Tides of Numenera präsentiert sich als kleine Überraschungsbox. Grafisch sieht der Titel nicht überragend aus, aber schaut man hinter die Fassade, erwartet einen ein ungemein gut umgesetztes Setting, das den konstanten Spagat zwischen Fantasy und Sci-Fi mit Bravour meistert. Dazu sollte man ebenfalls erwähnen, dass die Narrative in Tides of Numenera zu keiner Zeit langweilig wird und man immer wieder das Gefühl entwickelt, gleich passiert noch etwas ganz Großes.

Da führt kein Weg vorbei: Torment: Tides of Numenera ist einer der Must-Have-Titel 2017. Ein derart tiefgründiges RPG habe ich persönlich schon sehr lange nicht mehr gespielt, besonders nicht auf Konsolen. Tides of Numenera ist ein entschleunigendes Erlebnis, das einen vor den Bildschirm fesselt. Diese Art von Spiel ist es gewesen, welche die 90er-Jahre zu einem der besten Jahrzehnte der Videospiele werden ließ.

Gut

  • Hervorragende Storyentwicklung
  • Sehr viel zu lesen
  • Fordernd und spannend in den Kämpfen
  • Viele Möglichkeiten zum Upgraden
  • Großer Spielumfang

Schlecht

  • Für Gelegenheitsspieler zu textlastig
  • Zu Beginn leicht überfordernd
8.7

Sehr gut

Chefredakteur mit einem Faible für Achievements. Mittlerweile Bartträger und begeisterter Science Fiction Leser