Sniper Elite 4

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Sniper Elite 4
Sniper Elite 4
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Der Atem wird flach. Der Feind befindet sich in unserem Fadenkreuz. Nur noch ein kleines bisschen warten. Auf einmal geht alles ganz schnell, der Schuss ist noch nicht verhallt und unser Gegner fällt in rotem Nebel zu Boden. Kurz: Wir spielen Sniper Elite 4.

Sniper-Spiele waren früher ein Guilty Pleasure-Erlebnis für mich. Im Zielfernrohr den Kopf ins Fadenkreuz nehmen und abdrücken. Dann das Gleiche von vorne und noch mal und noch mal. Doch je mehr dieser Genre-Ableger man gespielt hat, desto langweiliger wurde das Konzept. Denn irgendwie immer etwas gefehlt. Doch dann kam die Sniper Elite-Reihe. Die Hau-Drauf-Over-the-Top-Serie mit viel Gewalt und einem fast schon realistischen, im Zweiten Weltkrieg angesiedelten Setting. Mittlerweile umfasst die Reihe drei Titel und ein vierter ist vor kurzem erschienen. Den haben wir uns angesehen und schwelgen sowohl in Nostalgie als Next-Gen-Freudentaumel.

Wenn ein Spiel den Begriff „Sniper“ im Titel hat, steigert sich die Erwartungshaltung gleich um ein paar Stufen. Denn schließlich ist das Gefühl, als Scharfschütze ein Abenteuer zu erleben, ein anderes, als in voller Kampfmontur und mit Maschinengewehr an der Front zu stehen und Feinde in bester Moorhuhn-Manier (kennt das überhaupt noch jemand?) abzuknallen. Sniper Elite 4 kann diese Erwartungen vollkommen erfüllen. Man kann sagen, Rebellion liefert genau das was man sich als Spieler wünscht. Aber was erwartet man eigentlich von der Sniper Elite-Reihe? Spielerische Tiefe? Nazi-Trash? Absurd-geniale Slow Motion-Animationen? Wie wäre es mit all diesen Dingen? Sniper Elite 4 spielt wieder im Zweiten Weltkrieg und dieses Mal befinden wir uns im schönen Europa. Genauer gesagt in Bella Italia. Unsere Aufgabe ist es, den Nazis ordentlich eine auf den Weg zu geben, Schlüsselfiguren auszuschalten um zum Gegenschlag auszuholen.Dabei geht es natürlich nicht gerade zimperlich zur Sache.

Das wirklich interessante an Sniper Elite 4 ist der non-lineare Weg, Feinde auszuschalten. Es reicht nicht nur, aus sicherer Entfernung anzulegen, abzudrücken und seine Strichliste abzuhaken. Der Weg ist hier das eigentliche Ziel. Benutzt man Ablenkungen oder schleicht man sich ran und lauert im fünf Meter entfernten Gebüsch auf die Zielperson? Der eigenen Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Besonders kreative Wege mit einer interessanten Flugbahn des Projektils werden mit schönen Slow Motion-Animationen belohnt, bei denen man sich doch teilweise an das im Spiel getroffene Körperteil fassen muss. Besonders die Herren der Schöpfung wissen, wovon ich rede.

Sniper Elite 4 setzt aber auch einen Fokus auf akkurate Ballistik. Ein großer Pluspunkt bei einem Sniper-Spiel. Die Flugbahn der Kugel ist abhängig von vielen Faktoren, die man berücksichtigen muss um einen sicheren Treffer zu landen. Entfernung, Winkel und Wind sind die drei gängigsten Faktoren, die es zu erfassen gilt. Gerade auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad ist kein Platz für Fehler. Erwischt man den Feind nicht mit dem ersten Schuss, hat man schon so gut wie verloren. Insgesamt gibt es acht große Missionen, die zeitlich enorm umfangreich sind. Man kann pro Mission mit circa 2,5 Stunden rechnen, wenn man Wert auf pures Sniper-Feeling legt. Save Points sind fair verteilt und so ist es auch nicht ganz so tragisch, wenn man in einem Abschnitt einen Fehler macht, der den ganzen Plan zunichte gemacht hat. Meistens sind diese Fehler der eigenen Ungeduld geschuldet, weil man doch noch den zweiten Feind im Wachturm ausschalten will und gar nicht bemerkt, dass eine Panzer-Patrouille hinter einem steht.

Jede Mission hat ihr eigenes Thema. Wüste, Komplex oder Hafen. Dadurch bietet Sniper Elite eine dezente Abwechslung im Gameplay, da man die eigene Taktik immer an das jeweilige Gebiet anpassen muss. Erwähnenswert ist auch, dass man im Spiel auch verstärkt Todeszone basteln kann, die zu Kettenreaktionen führen können und man so mit wenig Aufwand viele Gegner eliminieren kann. Derlei Aktionen bedürfen aber einem gewissen Feingefühl für Level Layouts und gegnerischen Verhaltensweisen. Hat man hier den Dreh einmal raus, ist dem eigenen diabolischen Alter Ego keine Grenzen mehr gesetzt.

Die Kampagne von Sniper Elite 4 kann auch mit einem Freund im Koop-Modus abgeschlossen werden. Mit einem guten Spieler, der die gleiche Herangehensweise wie man selbst hat, eröffnen sich einem interessante Erkenntnisse und freundschaftliche Bande werden geknüpft. Damit ist es aber schnell vorbei, wenn man es mit jemandem zu tun hat, der Feinde triggert um so mit dem Maschinengewehr Kleinholz aus diesen zu machen. Warum hat dieser Jemand sich ein Spiel geholt, welches SNIPER im Titel hat?




Das Spiel bietet auch eine Art Horde-Modus, bei dem man sich mit drei anderen Spielern gegen Horden von Gegnern wehren muss. Dieser Spielmodus ist nicht nur spaßig für zwischendurch, man kann hier auch abendfüllende Stunden mit Freunden verbringen. Kompetitive Multiplayer-Modi sind auf das Spielprinzip „Sniper“ zugeschnitten. Das heißt, es geht nicht darum, mit Gewehren im Anschlag auf alles zu ballern was Beine hat. Vielmehr ist taktisches Versteckspiel und Einzelschuss angesagt.

Sniper Elite 4 ist ein sehr gutes Spiel, welches das „Sniper“ im Titel vollkommen zu Recht trägt. Neben einer starken Kampagne machen auch die diversen Multiplayer-Modi Spaß und können das Spiel über einen längeren Zeitraum tragen. Waren die Vorgänger teilweise etwas fade und langatmig, macht Sniper Elite 4 alles richtig und man freut sich schon jetzt auf Teil 5, der hoffentlich irgendwann erscheinen wird.

Gut

  • Abwechslungsreiche Kampagne
  • Slow Motion X Ray Kills funktionieren immer noch
  • Sehr gute Multiplayer-Modi
  • Individuelles Spielerlebnis

Schlecht

  • Feinde sind manchmal zu hartnäckig
  • 08/15-Szenario
8.5

Sehr gut

Chefredakteur mit einem Faible für Achievements. Mittlerweile Bartträger und begeisterter Science Fiction Leser