Enslaved – Odyssey to the West

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Enslaved – Odyssey to the West
Enslaved – Odyssey to the West
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Gleich zu Beginn wird man bei Enslaved förmlich erschlagen. Statt einem ruhigen Tutorial-Einstieg, der uns die Steuerung behutsam beibringt, wachen wir in einem Sklavenflugzeug auf, welches sich auf Kollisionskurs mit New York befindet. Ohne zu wissen was Sache ist, folgen wir einer weiblichen Person, die scheinbar Angst vor uns hat. Ziel ist eine der Rettungskapseln, von denen nur eine begrenzte Anzahl im Schiff vorhanden ist und fast im Sekundentakt eine nach der anderen abgeschossen wird.

Direkt nach dem Crash der Rettungskapsel findet man sich in New York wieder. Allerdings ein New York, wie man es vorher noch nicht kannte. Statt Stahl und Beton dominieren hier Lianen und Gewächse das Stadtbild. Die Natur findet immer einen Weg sich auszubreiten, gerade in Abwesenheit der Menschen. Die einzigen Lebewesen, wenn man sie so nennen darf, sind Roboter, die, wie sich in der Mitte des Spiels herausstellt, keinerlei komplexe Aufgaben lösen können und nur auf das töten programmiert sind. Ganz anders als der übliche Dystopie-Kanon, hat die Pflanzenwelt das Ansehen der Stadt optisch aufpoliert und den zerfallenen Skeletten aus Stahl wieder eine Haut und Leben gegeben. So erliegt man nicht selten dem Trugschluss, an der nächsten Ecke auf menschliches Leben stoßen zu können. Am Ende steht dort allerdings wieder ein seelenloser Roboter der auf seine dressierten Befehle wartet oder ein scheues Reh huscht vor uns davon. Ein merkwürdiges Schauspiel, Natur im Einklang mit Technik zu sehen, dies kann womöglich nur deshalb funktionieren, da der Mensch als Verbindungsstück nicht existent ist.

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Unser Held, der auf den Namen Monkey hört ist allerdings nicht alleine unterwegs. An seiner Seite befindet sich die zierliche Trip, die aber alles andere als zerbrechlich ist. Sie hat Monkey durch ein Sklavenband an sich gebunden, welches den einprogrammierten Befehl hat “ Wenn ich sterbe, dann stirbst du auch“. Trip braucht unbedingt sicheres Geleit um zurück zu ihrem Vater zu kommen. Nicht gerade das Zeug aus dem Buddy-Movies sind. So schlägt man sich dann als ungleiches Paar durch die menschenleeren Städte. Genug Zeit also, die eigene Existenz in Frage zu stellen, denn der Tod ist allgegenwärtig. Die letzten Überbleibsel der Menschheit sind zumeist durch Graffiti gekennzeichnet, die sich auf No Mechs oder Help beschränken.

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Der Zerfall der Städte fordert seinen Tribut. So ist ein weiterkommen nur möglich, indem man von Vorsprung zu Vorsprung springt und in luftigen Höhen nach dem nächsten sicheren Halt sucht. Monkey ist ein richtig wendiger Zeitgenosse der mühelos die größten Höhenunterschiede bewältigen kann und dabei immer einen passenden Kommentar parat hat. Sollte es dennoch mal problematisch werden, oder giftige Gewässer die Reise unterbrechen, wird auch schon mal die portable Wolke ausgepackt. Wem jetzt immer noch kein Licht aufgegangen ist, der sollte sich lieber nochmal umdrehen und das Kissen über den Kopf ziehen. Richtig, Enslaved orientiert sich grob an dem Buch Die Reise nach Westen, die schon Dragon Ball als Quell der Inspiration diente. So finden sich sehr viele Parallelen, sowohl zu Dragonball, in Form der portablen Wolke oder des Aussehens von Monkey, aber auch namentliche Anspielungen an das Werk von Wu Cheng´en in Enslaved wieder. Allerdings wird die literarische Vorlage dabei sehr frei interpretiert.

So limitiert sich Monkeys Verteidigungsrepertoire auch anhören mag, im Kampf ist der ausfahrbare Elektrostab die Weapon of Choice. Mit diesem kann Monkey diverse Combos auf die Gegner regnen lassen oder aber auch einfach nur die Stun-Funktion benutzen um Schilde der Feinde kurzzeitig außer Betrieb zu setzen. Durch das aufsammeln von Tech Orbs hat man zudem die Möglichkeit, durch Trip, einige Attribute wie Energie oder Kampfperformance aufzurüsten. Diese Modifikationen beeinflussen allerdings nur die Zeitspannen, in denen die Gegner elektrisiert sind oder die Anzahl der Treffer die Monkeys Schild einstecken kann, bevor unsere Energie abgezogen wird.

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Gerade deshalb bedarf es dann auch oftmals der Hilfe von Trip, die zum Beispiel ein Ablenkungsmanöver starten kann, damit wir uns unbemerkt von hinten an die Turret-Roboter schleichen können. Sollten die Mechs allerdings schneller als Monkey sein, kann es passieren, dass diese Trip angreifen, was allerdings nicht den Tod zur Folge hat, denn Trip besitzt ein EMP welches alle Gegner in unmittelbarer Nähe kurzzeitig lähmt und uns so ein kleines bisschen Zeit verschafft um die Lage zu entschärfen. Den Rest der Zeit verbringt Trip damit, getragen zu werden und zu jammern. Was tut man nicht alles für eine hübsche Frau.

Die Gegnertypen unterscheiden sich zumeist auch nur durch kleine Nuancen wie Zahnräder oder MG-Aufsätze anstatt Klingen voneinander. Interessanter sind da die Bosse, die vom Äußeren her an Tiere erinnern und sich auch so verhalten. Man trifft zum Beispiel auf einen Roboter der an einen Hund erinnert oder auf einen Skorpion der einen Laserstachel hat. Die Bosse kommen sehr imposant und äußerst bedrohlich daher. Allerdings trifft man diese im gesamten Spiel eher selten und wenn, sind diese nach ein paar Minuten ein Relikt für den Schrottplatz. Dies ist sehr unbefriedigend, da das weite Terrain und der vorhandene Platz durchaus für mehr Boss-Kämpfe gereicht hätte.

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Neben der bunten und satten Grafik sollte ein Aspekt nicht unerwähnt bleiben. Enslaved ist eines der wenigen Spiele die von ihrer Story und dem Voice-Acting leben und es auch können. Die Story schafft es durch die Kombination aus Humor uns Ernsthaftigkeit, den Spieler zu fesseln und zwar richtig zu fesseln dass man emotional eingebunden ist. Getragen wird das Ganze von dem fantastischen Voice-Acting von Monkey und Trip. Kein geringerer als Andy Serkis, den meisten wohl als die Stimme von Gollum bekannt, spricht Monkey.

Hier wird tatsächlich noch eine epische Geschichte erzählt.

Gut

  • Unverbrauchtes Setting
  • Satte Farben
  • Fesselnde und glaubwürdige Story
  • Voice Acting der Charaktere hat Königsklassen-Niveau
  • Subtiler Humor

Schlecht

  • Kamera hakelt manchmal
  • Zu wenig Gegner auf manchen Strecken
  • Musikalische Untermalung ist eher belanglos
9

Großartig

Chefredakteur mit einem Faible für Achievements. Mittlerweile Bartträger und begeisterter Science Fiction Leser